Projektarbeit: Strahlwirkungs- & Trittsteinkonzept

Am Beispiel des Hattroper Soestbaches

Titelbild

Dies ist die Projektarbeit von Stefanie Schulte, Elias Räker und Lars Kemper der Biologie AG unter der Leitung von Ulrich Dellbrügger 2019 in der 11. Kasse des Convos.

1. Einleitung

Auslöser der vorliegenden Projektarbeit im Fachbereich der Biologie ist die Renaturierung des Soestbaches in Hattrop, welche von uns zum Anlass genommen wurde, sich genauer mit Renaturierungen von Bächen zu beschäftigen. Des Weiteren hielt uns die fortschreitende Renaturierung des Soestbaches in der Soester Innenstadt ebenfalls an, sich genauer mit dem Thema beschäftigt.

Aus diesem Grund wollten wir die Projektarbeit unter die Frage stellen:

„In wieweit dient die nur abschnittsweise Renaturierung von Bächen dem ganzem Bach?“

Um diese Frage zu beantworten, haben wir an vier Messstellen Wasserproben sowie an einer Stelle Bodenproben genommen, diese untersucht und im Folgenden analysiert. Darüber hinaus haben wir uns mit der Geschichte des Soestbaches, also der früheren Begradigung beschäftigt, aber auch mit Vor- und Nachteilen einer Renaturierung oder einer Rekonstruktion, sowie mit der Befragung von Anwohnern des Soestbaches.

Unser Ziel ist es, die Bevölkerung über die Notwendigkeit von Renaturierungen und Rekonstruktionen aufzuklären und weitere Eingriffe in den Bachlauf zu fördern. Zusätzlichen wollen wir die Wirksamkeit des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept belegen.

Um unseren Wissensstand vor der Projektarbeit darzulegen, folgen rückblickend kurze Statements zu Beginn des Projekts.

1.1 Stefanie Schulte:
„Ich persönlich hatte vor der Projektarbeit keine Erfahrung mit Renaturierung und mir war nicht bewusst, was alles damit zusammenhängt, daher hatte ich keine besonderen Erwartungen. Am Anfang war ich skeptisch, als das Thema vorgeschlagen wurde, da ich mich zuvor noch nie mit der Renaturierung auseinander gesetzt habe und mir nicht bewusst war mit was das alles zu tun hat.“

1.2 Lars Kemper:
„Ich finde dieses Thema sehr interessant, da ich schon vorher, durch die Bio-AG und die Renaturierung des Amper Bachs, Kontakt dazu hatte. Deswegen fand ich die Idee gut, allgemein zu schauen, ob die teilweise Renaturierung hilft. Aus diesem Grund freue ich mich schon richtig mit dem Thema anzufangen.“

1.3 Elias Räker:
„Da ich zuvor schon Kontakt mit der Renaturierung des Amper Bachs über die Biologie-AG hatte, konnte ich mich schnell mit dem Thema und seiner Komplexität identifizieren. Außerdem interessieren mich die unterschiedlichen Analysearten zum Überprüfen der Wasser- und Bodenqualität, sowie die Flora und Fauna in der Bachregion.“

 2. Wie verlief der Bach natürlich? (Lars Kemper)

Dies kann man heute nicht mehr genau sagen, da Bäche ihr eigenes individuelles „Leben“ besitzen. Durch das Wasser und ihre Strömung verändert sich ein Bach ständig. Was wir allerdings wissen ist, dass Bäche nicht gerade sind. Der ursprüngliche Bach verlief mäandrierend . Er entsprang in den Quellen der Stadt Soest und verlief in westlicher Richtung durch das Dorf Hattrop. Von dort verlief er weiter nach in Richtung Schwefe, wo die Blögge in ihm mündet. Zwischen Einecke und Borgeln wendet sich der Soestbach in nördliche Richtung und fließt in Richtung Berwicke weiter. Nachdem dieser Berwicke von Süd nach Nord durchquert hat, mündet er in der Ahse. Allerding sind diese Angaben auch nicht ganz genau, da auch auf den Preußischen Uraufnahmen der Bach schon einigermaßen gradlinig verläuft.

Abb1Aus diesem ursprünglichem Bach wurde mit der Zeit ein urbanes Fließgewässer. Die Definition hiervon ist dies dann kein Fließgewässertyp mehr, welches es vorher war, da er immer mehr begradigt und befestig wurde. Auch wichtig ist hierbei die Lage in einem Siedlungsbereich, hier konkret die Stadt Soest. Dadurch verändern sich die Hydrologie , Hydraulik , Morphologie und Gewässerstruktur. Weitere typische Eigenschaften eines urbanes Fließgewässers sind, dass ein Rückgang von Leitarten und eine Zunahme von Ubiquisten oder Allerweltsarten sowie standortfremde Arten. Dies führt zu instabilen Lebensgemeinschaften, wodurch eine verminderte Diversität entsteht. Diese führt zur Verarmung der amphibischen Fauna und zum Verlust von Auen- und Fauna.

3. Renaturierungen am Soestbach (Lars Kemper)

Die Renaturierung in Hattrop war nicht die einzige Renaturierung am Soestbach. Es war ein langer Weg bis hier hin.

Alles fing im Herbst 1988 an als die Biologie-AG des Conrad-von-Soest-Gymnasiums die ersten Untersuchungen an Soester Fließgewässern machte. Dort entstand durch die Schülerinnen und Schüler die Idee den Soestbach zu renaturieren.

Abb2Am 8. Februar 1991 stellte die Biologie-AG ihre zweijährige Arbeit über die Soester Bäche in Form ihres Buches der Öffentlichkeit und Vertretern der Politik und Verwaltung vor. Hierbei beleuchteten sie die Vorteile einer Renaturierung des Soestbaches vor und gaben konkrete Vorschläge zur Renaturierung der Soester Bäche und Quellen. Im Februar des gleichen Jahres beauftragte der Rat die Verwaltung, einen Handlungsplan zu erstellen. In diesem Jahr stürzte auch das Betonbett an der Brüderstraße ein. Dies führte im Juni zum Beschluss den Soestbach zu renaturieren. Allerdings blieb es erst bei dem Plan.

Im Jahr 1993 wurde erneut von der Kreisverwaltung das Versprechen gegeben den Bach zu renaturieren. Aufgrund von Geldknappheit begannen die Bauarbeiten allerding erst im Herbst des Jahres 1997, damals am 1. Bauabschnitt am Kohlbrink. Diese Arbeiten waren im Sommer 1998 abgeschlossen und sollten zum Vorbild weiterer Projekte werden. Im gleichen Jahr wurde der Bach auf beiden Seiten der Fußgängerzone freigelegt.

Daraufhin wurde wieder eine Zeitlang nicht am Soestbach gearbeitet. Die Renaturierung wurde erst im Jahr 2003 fortgesetzt mit der Aufdeckung des Abschnittes am ehemaligen Hallenbad. Im Zuge dieser Renaturierung, wurde die Verbreitung der Emscher Rinne von 1,4 Meter auf 3-4 Meter durchgeführt.

Im Jahr 2007 gewann der Soestbach mit seinen bis dahin erfolgten Renaturierungsmaßnahmen den DWA - Gewässerentwicklungspreis.

Im Sommer 2010 gab es gleich zwei Mal Hochwasser, welches dem Ansehen des Projekts der Renaturierung nicht schadete, da es deutlich machte, wie wichtig die Renaturierung ist. Deswegen begannen im Juli 2015 die Renaturierungsarbeiten am alten Freibad. Im gleichen Jahr wurde auch der Abschnitt der Nötten-Brüder-Wallstraße bis zum Aldegreverwall renaturiert. Ende des Jahres 2015 wurden die Arbeiten am Soestbach am alten Freibad fertiggestellt.

Abb3  Abb4

4. Arten von Renaturierungen (Stefanie Schulte)

Im Allgemeinen ist eine Renaturierung die Wiederherstellung von naturnahen Lebensraum, wobei versucht wird den begradigten Fluss in ein nicht mäandrierendes Flussbett umzubauen. Das Ziel dabei ist die Strömungsgeschwindigkeit und Überschwemmungsgefahr zu reduzieren. Außerdem sollen sich durch die Renaturierung Tier- und Pflanzenarten wieder ansiedeln. Die Renaturierung kann man in verschiedene Formen unterteilen, in die Offenlegung, Rekultivierung oder Revitalisierung. Die Offenlegung findet in den Städten Anwendung, wenn die unterirdischen, kanalisierten Gewässer offengelegt werden, um die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Bei der Rekultivierung bezieht man sich auf den Berg- und Tagebau. Hier ist der Boden unfruchtbar geworden. Die Renaturierung von Bächen und Flüssen wird in der Schweiz auch Revitalisierung genannt. Des Weiteren kann man die Renaturierung in verschiedene Arten einteilen: Begrenzung, Renaturierung, Uferanriss, Uferabflachung, Aufweitung und Einengung von Gewässerbett und den Einbau von Inseln.

4.1 Orientierungspunkte für eine Renaturierung

Grundsätzlich gibt es fünf Punkte, an denen man sich bei einer Renaturierung orientieren kann. Der erste Punkt ist, dass man genügend Platz benötigt, um den Verlauf zu verändern und um Überschwemmungsgebiete einzurichten, damit der Fluss bei Hochwasser über die Ufer treten kann, ohne dass Schäden entstehen. Ist nicht genug Platz um den Fluss vorhanden ist, sollte zu mindestens eine Strukturentwicklungen im Gewässerbett vorgenommen werden. Ein weiterer Punkt, ist das Schadstoffe und ungeklärte Gewässer von der Straße oder aus der Landwirtschaft, von dem renaturierten Bereich fernhalten sollte. Dies kann durch eine Pufferfläche garantiert werden oder durch angrenzende Äcker, auf denen ein kontrollierter und geringer Einsatz von Düngemittel und Pflanzenschutzmittel ausgebracht wird. Außerdem soll ein Abflussverhalten gesichert werden, indem man die Moore, Sümpfe, Bruchwälder und Auen erhält. Diese sind ein natürlicher Wasserspeicher und können dadurch Hochwasser entgegen wirken. Des Weiteren sollte man eine bedachte Wasserentnahmen einhalten, da eine zu geringe Abflussmenge einen negativen Einfluss auf die Gewässerökologie hat. Als letztes sollte man beachten, dass man bei der Renaturierung an einem oberen Abschnitt des Flusses anfangen sollte, damit bei der Renaturierung eines weiteren Abschnittes nicht Schwebstoffe, Nährstoffe oder sauerstoffmangelndes Wasser in den schon bereits renaturierten Bereich gelangen.

4.2 Unterschiede

Abb5Eine Art der Renaturierung ist die Begradigung, diese wurde in den 70er Jahren gemacht. Dabei wurden die natürlichen Mäander an ihren Hälsen zerstochen, außerdem wurden die Nebenarme zugeschüttet und der Hauptverlauf begradigt, was zur Folge hatte, dass sich der Flusslauf verkürzt. Der dadurch erhöhte Wasserwert wird durch Ausgraben des Bachbetts und tiefer legen des Baches aufgefangen. Viele Bereiche wurden einbetoniert. Dies war damals eine Art Modeerscheinung, da man Platzmangel hatte und einen wirtschaftlichen Vorteil darin sah. Durch die Begradigung sollte verhindert werden das neue Fluss- und Bachläufe entstehen, ebenso sollte es als Überschwemmungsschutz dienen. Jedoch sank der Grundwasserspiegel ohne eine gleichzeitige Stauregelung. Außerdem wurde der natürliche Zustand der Gewässer zerstört und das Habitat von seltenen Pflanzen und Tieren ging verloren. Des Weiteren wurde das limnische Ökosystem zerstört und die Hochwassergefahr wurde sogar verstärkt. Infolge der Begradigung entstanden mehr Erosionen und damit weniger Pflanzen. Ein weiterer negativer Effekt durch die Begradigung ist, dass die Wasserqualität sinkt. Jedoch gab es auch Vorteile, die die Begradigung mit sich gebracht hatte, dazu gehörte, dass größere Schiffe in den Flüssen fahren konnten. Außerdem wurden dadurch die Entfernungen minimiert, die man mit dem Schiff von einem Ort zu einem anderen Ort zurücklegen musste. Des Weiteren wurde dadurch eine bessere landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht, da Felder nun gerade Grenzen zum Bach hatten und besser bewirtschaftet werden konnten.

Abb6Eine weitere Art ist die Renaturierung, in ihr werden mehrere, unterschiedliche Bestrebungen und Maßnahmen zusammengefasst, in denen es um die Wiederherstellung von zerstörten Lebensräumen geht. Infolgedessen sollen der Wasser- und Nährstoffhaushalt wiederhergestellt werden, um optimale Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere herzustellen. Zu den Maßnahmen, die dabei ergriffen werden, gehört, die begradigten Strecken wieder in schlaufenförmige und kurvenreiche Abschnitte umzubauen, um die Strömungsgeschwindigkeit zu verlangsamen, da das Wasser durch die Kurven abgebremst wird. Außerdem können sich so Sedimente am Flussboden ablagern, wodurch der Fluss an Tiefe verliert. Eine weitere mögliche Maßnahme ist die Umgestaltung von Uferbereichen durch die Entnahme von Uferbefestigungen. Durch die entstandenen, abgeflachten Ufer oder Steilufer entsteht eine abwechslungsreichere Randzone. Als natürlicher Überschwemmungsbereich gelten Auen, da in sie das Flusswasser einfließt, wenn der Wasserspiegel steigt, jedoch sind diese durch die Eindeichung verloren gegangen. Sie können aber durch Verlegung oder das Anstechen von Seitendämmen wiederhergestellt werden, so kann das Wasser dann wieder in die Auen vordringen. Des Weiteren gehören die Anpflanzung und Ansiedelung von Tier- und Pflanzenarten, als eine Maßnahme, dazu. Weitere Maßnahme wären die Sanierung und Entsäuerung von Ufergebieten und Deichrückbau, die Düngung und Kalkung von Böden, sowie die gezielte Überschwemmung und Wiedervernässung von Lebensräumen. Jedoch sind oft die richtigen Lebensbedingungen nur durch maschinelle Gestaltung erreichbar. Durch die Renaturierung sehen Flüsse vielfältiger und lebendiger aus. Außerdem wird dadurch ein Rückzugsraum für viele Lebewesen geschaffen. Die Seitenarme bieten Laichplätze für Amphibien- und Fischarten, sowie Brutplätze an Steilufern und naturnahen Gewässerrandstreifen. Sind die Gewässerrandstreifen bepflanzt, so wirken sie als Schutz, da die Pflanzen mit ihren Wurzeln die Schadstoffe von zum Beispiel Industrie oder Landwirtschaft aufnehmen und so gelangen diese nicht mehr bis in das Wasser vom Bach. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass eine natürliche Überflutungsfläche auch als eine natürliche Hochwasserschutzmaßnahme dient.

Die Gewässer wurden in der Vergangenheit durch übertriebenes Sicherheitsdenken wegen Hochwasser verbaut. Dies kann durch einen Abriss oder Zerstörung der Uferbefestigung, den Ersatz von Uferbefestigung, sowie das neue Strukturieren von Ufersicherungen verändert werden, so dass es zu den Ansprüchen der heutigen Uferbefestigung und des Gefährdungspotenzial passt.

Abb7Beim Uferanriss werden die Ufervegetation abgerissen. Dadurch entstehen Biotopstrukturen, die eine weitere Entwicklung anregen.Abb8

Eine weitere Maßnahme ist die Uferabflachung. Dabei werden, wenn ein Gewässer tief ist, Flachwasserzonen und eine ausgeprägte Wasserwechselzone geschaffen. Die Aufweitung vom Gewässerbett beinhaltet das Anlegen von Buchten oder eine Aufweichung auf längerer Strecke. Dabei kann man einseitige und wechselseitige Aufweichungen unterscheiden. Hierbei können benötigte Ufersicherungen behalten werden und später an die neuen Uferlinien neu angebaut werden. Eine weitere Maßnahme ist die Einengung von Gewässerbetten, wobei man in einseitige und beidseitige Einengung unterscheidet.

Abb9Bei der einseitigen Einengung wird die Strömung beschleunigt und bei der beidseitigen Einengung wird die Abflusskonzentration in die Bachmitte geschoben, wodurch das Ufer entlastet wird. Zudem kann die Einengung durch eine Schüttung von Grobkies naturnah gemacht werden. In dem eingeengten Bereich entsteht ein Schnellencharakter und in den Randbereichen eine ausgeprägte Wasserwechselzone.

Abb10Des Weiteren kann man auch Inseln im Gewässer einbauen. Diese sind vor Menschen und Landtieren geschützt, da diese keinen Zugang dahin haben, dadurch sind sie ein optimaler Ort für Brutstätten von Vögeln. Das Einbauen von Inseln kann bei einer Betterweiterung angeregt werden, da die Inseln den Abflussquerschnitt einschränken und dieses dann durch die Betterweiterung wieder ausgeglichen wird.

5. Unterschiede zwischen ländlicher und städtischer Renaturierung (Lars Kemper)

Es gibt viele Unterschiede zwischen ländlicher und städtischer Renaturierung. Diese werden allein schon durch die unterschiedliche Gebäudedichte bedingt. Auf dem Land gibt es nur vereinzelt Dörfer und der Bach verläuft oft noch einigermaßen natürlich. Dort ist es einfacher den Bach wieder zu renaturieren, da nicht so viel verändert werden muss und Gebäude, Straßen, etc. nicht so nah am Bach stehen.

In der Stadt ist dies schwerer, da dort stellenweise der Bach komplett eingebaut wurde, an solchen Stellen muss erst alles aufgerissen werden, was baulich nicht immer möglich ist. Ein Beispiel hierfür wäre, dass bei der Renaturierung in Hattrop die Stadt Soest das umliegendes Land kaufen konnte, um damit den Bachlauf zu verändern. Durch diesen Ankauf von jeweils 50 Meter rechts und links vom Bach, entstand nachher ein Bereich von 100 Metern, in denen der Bach renaturiert und damit neue Schleifen umgelegt werden konnte. In der Stadt kann es oft nur zu einer Rekonstruktion des Baches kommen, da Gebäude Straßen nicht einfach weichen können.

Abb11  Abb12

6. Gründe für weitere Renaturierungen (Stefanie Schulte)

Am 14.1.2019 war eine Informationsveranstaltung in Hattrop, bei der die Renaturierung des Soestbaches angekündigt wurde. In der Veranstaltung wurden die Planung und der Ablauf der Renaturierung erläutert. Die Renaturierung soll den Soestbach ungefähr 200 Meter länger machen.

Durch die mäandrierende Verlängerung wird die Fließgeschwindigkeit verringert. Dadurch wird die Überschwemmungsgefahr reduziert wird. Denn durch die Begradigung im Jahr 1966/67 wurde die Fließgeschwindigkeit erhöht, was zur Folge hatte das es öfter zu Hochwasser und Überschwemmungen kam.

Außerdem soll bei der Renaturierung Totholz eingebaut werden, das einen besseren Unterstand für die Wasserlebewesen bietet und die im Totholz vorhandenen Lebewesen sollen als Nahrungsgrundlage für die Fische dienen. Des Weiteren soll ein Zuwachs von den vorhandenen Arten erreicht werden und für eine höhere Biodiversität gesorgt werden.

Ebenfalls kann durch eine Erweiterung des Flusses die Fließgeschwindigkeit und Fließstruktur wiederhergestellt werden, was dazu führt das der Bach weniger Stauungen hat.

Ein weiterer Grund für die Renaturierung sind die europäischen Wasserrahmenrichtlinien (EG-WRRL), die bis 2027 erreicht werden sollen und einen guten ökologischen Zustand der Flüsse garantieren sollen.

Infolge der Renaturierung sollen die Lebewesen, die vor der Begradigung dort ihren Lebensraum hatten, wieder zurückkommen und dort wieder ihren Lebensraum aufbauen. Zusätzlich sollen auch bedrohte Arten einen Lebensraum bekommen, damit sie nicht aussterben und damit die Biodiversität steigt.

Außerdem kann es eine Starthilfe für einen Sukzession sein, da ein neuer Lebensraum erschaffen wird, der für bestimmte Lebewesen eine gute Lebensgrundlage bietet und diese sich dadurch dort ansiedeln können.

Ebenso wird die Wasserqualität angehoben, falls sie vorher nicht optimal war. Es ist darauf zu achten, dass genug Abstand zwischen Acker und Fluss ist und dadurch keine oder kaum Düngerrest in den Fluss gelangen. Außerdem wird beachtet, dass die Pestizidverwendung rund um den Fluss so minimal wie nötig gehalten wird, damit keine oder kaum Schadstoffe in den Fluss gelangen und die Wasserqualität aufrecht erhalten wird.

7. Verlauf der Renaturierung (Stefanie Schulte)

Vor der Renaturierung stand zuerst eine intensive Planungsphase. Es musste zuerst geschaut werden, welche Möglichkeiten bestehen, um den Soestbach zu renaturieren. Nachdem man sich für das Bauen von Schlaufen entschieden hatte, kam es zu dem Problem, dass der Stadt nicht genug Land um den Bach gehörte, um dieses umzusetzen. Daher wurde mit den Besitzern des umliegenden Lands verhandelt, so dass es zu einem Flächenumtausch kam oder auch das Land aufgekauft wurde.

Nachdem die gesamte Planung der Renaturierungsmaßnahme abgeschlossen war, wurden die gesamten Informationen in einer Informationsveranstaltung, am 14.1.2019, an die Hattroper Bürger weitergeben.

Nachdem das Land für den Bau der Schleifen angekauft worden war, fand die erste Begehung statt, um sich die Umgebung um den Bach genauer anzuschauen. Dabei wurde festgestellt, dass für die Renaturierung die Bäume, die am Bach stehen gefällt werden müssen. Außerdem wurde der Boden untersucht, da er nur unter ganz bestimmten Umständen auf der anderen Seite des Baches zu Befestigung und Zuschüttung verwendet werden darf. Bei den Untersuchungen kam heraus, dass nicht das gesamte Bodenmaterial verwendet werden durfte, jedoch war noch immer zu viel Boden über, sodass der Rest zur Stabilisierung eines anderen Baches verwendet werden konnte. Nach der ersten Begehung folgten noch mehrere Begehungen, bei denen unter anderem die Schleifen abgesteckt wurden.

Abb13Am 25.1.2019 haben wir dann unsere erste Begehung des Gebietes um den Soestbach gemacht. Dabei haben wir versucht, uns einen Eindruck von dem Verlauf des Soestbaches zu machen, dies war aber leider nicht komplett möglich, weil ein Teil des Soestbaches über das Gelände der ehemaligen Kläranlage fließt. Daraufhin sind wir zu dem zu renaturierenden Bereich gegangen, um uns dort das Gebiet anzuschauen. Dabei haben wir schon erste Eindrücke von der Renaturierung bekommen. Wir haben uns einen Eindruck von dem Zustand des Baches vor der Renaturierung gemacht, sowie dessen Umgebung. Dabei ist uns aufgefallen, dass sehr viele Bäume genau dort stehen, wohin der Bach verlegt werden sollte und der Bach von beiden Seiten sehr stabilisiert ist, wodurch er keine Chance bekommen hatte, um sich auf natürlicherweise zu verändern. Diese Befestigung hatte auch die Folge, dass wir keine Fische oder andere Tiere im Bach sehen konnten, da diese keine gute Grundlage für den Aufbau eines Habitats hatten.

Abb14Am 11.2.2019 hatten wir ein Treffen mit Frau Kühlmann, die für die Renaturierung des Soestbaches verantwortlich ist. In dem Gespräch hat sie uns noch weitere Informationen zu der geplanten Renaturierung gegeben. Sie hat uns erklärt, wie die Stadt an das Land gekommen ist, um die Renaturierung umsetzten zu können. Außerdem hat sie uns gezeigt, wo genau die Schleifen gebaut werden sollen und hat uns ihre Aufgabe erklärt. Des Weiteren hat sie uns die Daten gegeben, wann die großen Veränderungen am Bach geplant sind, wie zum Beispiel das Elektrofischen oder wann der Durchbruch für die Schleifen ist. Seit dem Treffen haben wir dann regelmäßigen Kontakt mit ihr gehalten und sie hat uns gefragt, ob wir unsere Ergebnisse, die wir in der Projektarbeit festhalten auch später noch vorstellen können.

Abb15Nach dem Treffen mit Frau Kühlmann haben wir uns mit Tobias Böttiger, Ben Jeretzky und Matthias Heihoff getroffen, die sich mit dem Amper Bach beschäftigen und hatten zusammen mit ihnen eine Begehung des Soestbachgeländes an Messstelle 6. Dort haben wir einen Teil besichtigt, der schon renaturiert wurde und den Teil, der noch renaturiert werden soll. Herr Koll, mit dem wir uns getroffen haben, hat uns erklärt, wofür die einzelnen Teile des Baches verändert wurden und was an dem noch zu renaturierenden Bereich verändert werden soll und wieso manche Vorschläge, die für die Renaturierung gemacht wurden, nicht umsetzbar sind. Dadurch konnten wir uns schon einmal vorstellen wie viel Aufwand und Zeit hinter einer Renaturierung stecken und konnten einen Eindruck davon bekommen auf was wir uns bei der Renaturierung des Soestbaches einstellen müssen.

Anschließend haben wir uns in unserer Projektgruppe zusammengesetzt und haben die Termine gesammelt, die wir bekommen haben und uns mögliche Termine überlegt, an denen es Sinn ergibt, selbst Untersuchungen am Bach zu machen. Des Weiteren haben wir uns überlegt, was genau wir mit unserem Projekt untersuchen möchten und was wir damit erreichen möchten.

Abb16Am 14.2.2019 waren wir am Soestbach in Hattrop, da wir die Möglichkeit bekommen hatten uns das Elektrofischen anzuschauen und sogar mithelfen zu können. Das Elektrofischen hat uns die Möglichkeit gegeben herausbekommen, welche Fische im Soestbach vorhanden sind und in welchem Maße. Diese Methode wird eingesetzt, da sie die Fische am Leben lässt und es eine schnelle Methode ist, um den Fischbestand zu bestimmen.

Am 16.2.2019 haben wir unsere ersten eigenen Untersuchungen am Soestbach unternommen, dabei haben wir das Wasser untersucht. Bei dem Wasser haben wir die wichtigsten Werte untersucht, wodurch wir herausfinden wollten, welche Wasserqualität der Soestbach vor der Renaturierung aufweist. Außerdem haben wir die Fließgeschwindkeit gemessen und haben uns einen Eindruck gemacht, was alles seit unserer ersten Begehung verändert wurde. Das offensichtlichste war, dass die Bäume, die im Weg waren, gefällt wurden. Außerdem war schon der neue Bachverlauf abgesteckt.

Abb17Bis wir das nächste Mal am Soestbach waren, wurde der neue Verlauf des Soestbaches ausgehoben und alles für den Durchbruch der Schleifen vorbereitet. Bei dem Ausheben wurde auf einer Seite die Uferbefestigung entfernt, damit der Bach in Zukunft die Möglichkeit hat sich auf natürlichem Wege zu verändern. Als wir am 27.2.2019 am Soestbach waren, um uns anzuschauen wie der Durchbruch gemacht wird, waren noch andere Anwohner aus Hattrop und Umgebung dort, um sich das Ergebnis anzuschauen. Beim Durchbruch wurden das restliche Stück ausgehoben und der alte Bachverlauf gleichzeitig zugeschüttet. Dabei konnte man genau beobachten, wie das Wasser in die Schleife hineinfloss und wie viel Arbeit hinter dem kompletten Ausheben der Schleife liegt, da nur das Ausheben von dem Rest schon lange gedauert hatte.

Am 29.2.2019 haben wir dann unsere zweite Untersuchung gemacht, bei der wir wieder die Wasserqualität des Soestbaches untersucht haben, um zu schauen ob kurz nach der Renaturierung schon ein Unterschied zu erkennen ist. An dem Tag haben wir aber noch keine Untersuchungen zur Fließgeschwindkeit gemacht, da nach 2 Tage noch keine oder kaum aufschlussreiche Ergebnisse zu erkennen gewesen wären, da sich der Bachverlauf erst befestigen muss und sich die Struktur erst aufbauen muss nachdem die Schleife ausgehoben wurde.

In der nächsten Zeit haben wir erstmal keine Untersuchungen mehr gemacht, da wir dem Bach Zeit geben wollten eine Struktur zu entwickeln, sowie dass sich Wasserqualität und Fließgeschwindkeit einpegeln.

Abb18Am 22.6.2019 haben wir unsere Untersuchungen dann wieder aufgenommen und haben uns die Wasserqualität und Fließgeschwindkeit an sechs Stellen des Soestbaches innerhalb der Stadt angeschaut, um zu schauen, ob sich die Werte, zu den Werten, die wir in Hattrop an dem renaturierten Bereich bekommen unterscheiden.

Abb19Eine Woche später haben wir dann die nächsten Untersuchungen am renaturierten Bereich gemacht. Wir haben wieder die Wasserqualität untersucht und haben außerdem den Boden untersucht. Des Weiteren ist uns aufgefallen, dass der Bach nicht so voll war wie erwartet, was man auf die Temperaturumstände zurückführen kann. Wir haben uns noch den Bach genauer angeschaut, dabei ist uns aufgefallen, dass in der Zeit, in der wir nicht da waren, das Totholz eingebaut wurde. Jedoch war die Umgebung um den Bach komplett trocken und hat auch kaum neue Pflanzen aufgewiesen.

Am 6.7.2019 waren wir dann bei Herrn Dr. Riese und haben uns dort die Mühle angeschaut, die damals durch die Soestbach angetrieben wurde, was heute aber leider nicht mehr erlaubt ist. Außerdem haben wir uns den Verlauf auf seinem Grundstück angeschaut und uns mit ihm über sein Empfinden über die Veränderung seit der Renaturierung unterhalten. Des Weiteren hat er uns noch auf weitere mögliche Maßnahmen, die wir in Zukunft Unternehmen könnten, aufmerksam gemacht, wie zum Beispiel das Anpflanzen von neuen Pflanzen, damit neue Tiere sich dort einen Lebensraum aufbauen können.

Nach dem Treffen mit Herrn Dr. Riese sind wir wieder zum Bach gegangen und haben dort unsere Untersuchungen von der vorherigen Woche weitergeführt, da wir dort nicht alle Untersuchungen geschafft hatten. Während der Wartezeit zwischen den Untersuchungen haben wir uns das Gebiet um den Bach genauer angeschaut und haben die Tiere beobachtet, die sich dort niedergelassen haben, jedoch sahen wir davon nicht so viele. Außerdem ist uns aufgefallen, dass sich am Bach sehr viele Disteln und Brennnesseln befinden.

Im Laufe des Augustes haben wir immer wieder Untersuchungen an den sechs Abschnitten des Soestbaches innerhalb der Stadt gemacht, wodurch wir die Wasserqualität und die Fließgeschwindkeit immer wieder kontrolliert haben, um mögliche Veränderungen zu dokumentieren.

Am 25.10.2019 haben wir dann unsere letzten Untersuchungen am Bach gemacht, um ein letztes Mal die Wasserqualität zu untersuchen und die Fließgeschwindkeit zu überprüfen. Und um herauszufinden, ob sie sich seit der Renaturierung etwas verändert hat oder alles genauso ist wie vorher. Wir haben uns auch die Umgebung angeschaut und kaum neue Pflanzen gefunden.

Abb20Für die Zukunft haben wir ein erneutes Elektrofischen geplant, um zu schauen ob sich neue Fischarten angesiedelt haben und ob sich die vorher schon vorhandenen Fischarten vermehrt dort befinden.

Außerdem wollen wir noch eine Bepflanzung am Soestbach machen, damit auch mehr Vögel oder auch andere Lebewesen sich dort ein Habitat aufbauen, da wir versuchen möchten, dass die Lebewesen, die vor der Begradigung von 1966 ihr Habitat verloren haben, es wiederbekommen und wir dadurch eine größere Artenvielfalt am Soestbach haben.

8. Untersuchungen (Elias Räker)

8.1 Wasseranalysen

8.1.1 Einleitung

Als wir von der Renaturierung des Soestbachabschnittes in Hattrop erfahren haben, stellten wir direkt die These auf, dass die Renaturierung einen positiven Einfluss auf die Wasser- und Bodenwerte, sowie auf die Flora und Fauna haben muss. Diese These galt es dann in unseren folgenden Untersuchungen zu stützen bzw. zu falsifizieren. Des Weiteren machten wir uns Gedanken, in wie weit es einen Unterschied zwischen dem vorgefundenen, begradigten Bachbett, einem renaturierten oder einem rekonstruierten Bachbett gibt. Um dieser These auf den Grund zu gehen, legten wir zunächst 8 Messpunkte fest:

Abb21

An diesen Punkten (siehe Anhang: Abb. 22) nahmen wir im Rahmen der Projektarbeit Wasserproben, um die Belastung des Soestbaches durch Ammonium, Nitrat, Nitrit, Phosphat, sowie der Sauerstoffsättigung, den pH-Wert und die Gesamt- und Carbonhärte. Die erhobene Werte haben wir in Milligramm pro Liter (mg/l) angegeben.

8.1.2 Güteklassen

Um die Ergebnisse unserer Analysen besser deuten zu können, haben wir nach einer passenden Methode gesucht. Dabei sind wir auf die „Güteklasseneinteilung“ gestoßen. Hier werden der Überdüngungsgrad und der Saprobierindex zusammengefasst. Der Belastungszustand von Fließgewässern wird in vier Klassen eingeteilt:

Abb23

Zusätzlich sind diesen vier Klassen drei Zwischenklassen zugeteilt:

Abb24

→ Insgesamt gibt es also sieben Stufen, mit denen die Wasserqualität bestimmt werden kann.

8.1.3 Ammonium (NH4+)

Im Normalzustand weisen Grund-, Quell-, Regen- und Grundwasser nur eine geringe Ammoniumkonzentration (bis zu 2 mg/l) auf. Es entsteht bei der Zersetzung von organischen Materialien, wie zum Beispiel bei der Verwesung von tierischen oder menschlichen Fäkalien oder auch durch die Verwesung von toten Lebewesen. Bei einer Erhöhung dieses Wertes, kann es zu ökologischen und hygienischen Gefahren kommen. Solch ein Anstieg kann durch drei Situationen hervorgerufen werden:

  1. Ammonifikation: Die Zersetzung von totem, organischem Material, bei der es zur Freisetzung von Ammonium kommt.
  2. Auswaschung von ammoniumhaltigem Stickstoffdünger auf landwirtschaftlichen Nutzflächen
  3. Abwasser-/ Fäkalieneinleitung

Durch einen Anstieg der Ammoniumkonzentration kann es in einigen Situationen zu einer Schädigung der Umwelt kommen, da durch den höheren Ammoniumgehalt die Nitrifikation angetrieben wird. Bei der Nitrifikation wird das Ammonium durch Nitrosomonas biochemisch oxidiert. Dies hat zur Folge, dass Nitrit entsteht, welches in weiteren Reaktionen zu Nitrat oxidiert. Bei der Nitrifikation wird nicht nur Ammonium abgebaut und Nitrat und Nitrit vermehrt, sondern es verringert sich auch der Sauerstoffgehalt im Wasser, da dieser für diesen Vorgang benötigt wird. Der benötigte Sauerstoff wird dem Gewässer entzogen, wodurch eine verstärkte Nitrifikation auch zu Sauerstoffmangel in Flora und Fauna führen kann. Durch die Temperaturabhängigkeit der Reaktion, kann der Messwert zwischen den einzelnen Jahreszeiten schwanken.

→ Je höher die Wassertemperatur, desto weniger gelöster Sauerstoff liegt vor. → Bei der Nitrifikation wird dem Gewässer auch der restliche Sauerstoff entzogen.

Aber ein erhöhter Ammoniumwert ist nicht nur aufgrund der Nitrifikation gefährlich. Durch das chemische Gleichgewicht entseht eine toxische Gefahr für Mensch und Fisch. Hier reagiert das Ammonium mit Hydroxid-Anion (OH-) zu Ammoniak (NH3), einer stark toxischen Chemikalie. Herrscht zudem noch ein erhöhter pH-Wert, steigt die Ammoniakkonzentration weiter an. Auch der Anstieg der Mineralstoffkonzentration, also die Eutrophierung des Gewässers, kann diesem und seinen Lebewesen schädigen. Zur Folge hat eine solche Eutrophierung zum Beispiel, dass ein vermehrtes Algenwachstum und eine zunehmende Bodenverschlammung einsetzen. Ein Ursache für die Eutrophierung ist die Überdüngung landwirtschaftlicher Nutzflächen in der Nähe des Gewässers mit Mineralstoffen. Dies kann ein vermehrtes Pflanzensterben im Bach auslösen, wodurch dem Wasser durch aeroben Abbau Sauerstoff entzogen wird. Der Grund für den Sauerstoffmangel ist der Verbrauch des Sauerstoffs durch die Mikroorganismen, die für den Abbau des Pflanzenmaterials zuständig sind. Dieser Sauerstoffentzug kann für die gesamte Flora und Fauna in dem Bereich verheerende Folgen haben, da anaerobe Zersetzungsprozesse begünstigt werden und toxische Substanzen wie Methan und Schwefelwasserstoff entstehen können. Dadurch wird ein quasi unaufhaltbares Fischsterben und die Synthese von Fäulnisgasen wie Ammoniak verursacht.

→ das Gewässer „kippt“

→ die Eutrophierung führt zu einer Artenarmut mit erhöhten Mineralstoff- und Ammoniakwerten

8.1.3.1 Auswertung Ammonium (NH4+)

 Abb25

Man kann der Tabelle entnehmen, dass keiner der Durchschnittswerte den Grenzwert überschreitet. Dies ist zunächst ein sehr positives Ergebnis. Außerdem ist es notwendig festzuhalten, dass sich der Anfangswert vor der Renaturierung (0,2 mg/l) auf letztlich 0,1 mg/l halbiert hat. Auffällig ist jedoch, dass der Ammoniumwert zum Ende des Februars hin, auf 0,3 mg/l, also 0,1 mg/l über den Grenzwert steigt. Ein Grund dafür könnte die Düngung der landwirtschaftlichen Nutzflächen sein. Allerdings können diese Werte auch einer Messungenauigkeit geschuldet sein.

Abb26

Der Vergleich mit den Messwerten aus der Innenstadt zeigt, dass der Soestbach einen guten Ammonium Haushalt hat, der wahrscheinlich der Renaturierung und Rekonstruierung zu verdanken ist. Jedoch sollte man die Messwerte an Punkt 1 und 3 im Auge behalten, da sich deren Werte direkt auf dem Grenzwert befinden und zum Teil diesen an einzelnen Messungen überschritten haben. Ein Grund hierfür könnte die quellennahe Lage sein, da durch diese zwischenzeitig Gase einströmen und somit einen Ammoniumanstieg begünstigen.

Abschließend lässt sich zum Ammoniumhaushalt des gesamten Soestbaches und im Detail zum Soestbachabschnitt in Hattrop sagen, dass es diesen Wert zu halten gilt und man deshalb keine Maßnahmen zur Senkung oder Erhöhung treffen muss.

→ Keine Belastung durch Ammonium vorhanden. → Güteklasse I

8.1.4 Nitrat (NO3-)

Nitrate (NO3-) sind Salze und Ester der Salpetersäure (HNO3). Wie zuvor schon erklärt, ist Nitrat das Endprodukt der Nitrifikation und wird durch Nitrobacter, also nitrifizierende Bakterien gebildet. Für die Flora in Gewässernähe, ist es somit ein überlebenswichtiger Stoff, da er aufgenommen wird, um lebenswichtige, stickstoffhaltige, organische Verbindungen zu synthetisieren.

Jedoch sollte ein Grenzwert von 5-10 mg/l nicht überschritten werden, da das selbst ungiftige Nitrat zu Nitrit reduziert werden kann, welches in erhöhter Konzentration toxisch wirkt.

Eine Erhöhung des Nitratwertes kann aus zwei Gründen geschehen:

  1. Der Nitratwert wird durch die Nitrifikation auf natürliche Art und Weise erhöht.
  2. Der Nitratwert wird durch die Auswaschung von nitrathaltigem Dünger oder durch Sickerwasser von Mülldeponien auf unnatürliche Art und Weise erhöht.

8.1.4.1 Auswertung Nitrat (NO3-)

Abb27

Wenn man sich nun die Durchschnittsergebnisse der Analysen an Messstelle 7 und 8 ansieht, fällt zunächst auf, dass keiner der Werte den Grenzwert von 10 mg/l überschreitet und der zweite Wert sogar unter der unteren Grenze des Grenzwertes liegt.

Abb28

Der Vergleich mit den Messergebnissen aus der Innenstadt zeigt, dass größtenteils die Ergebnisse im Grenzbereich zwischen 5 und 10 mg/l liegen. Es gibt nur wenige Messwerte, die den Grenzwert überschreiten.

→ Keine Belastung durch Nitrat vorhanden. → Güteklasse I

Allerdings kann auch ein zu geringer Nitratwert einen negativen Einfluss auf das Gewässer haben, da die Pflanzen die Salpetersäure zum Wachsen benötigen, weshalb es den Nitratwert an Stelle 8 zu beobachten gilt.

8.1.5 Nitrit (NO2-)

Auch Nitrit (NO2-) ist ein Salz, jedoch ein Salz der salpetrigen Säure (HNO2) und ist ein Metabolit. Es kann auf drei Wegen in das Gewässer gelangen:

  1. Nitrifikation
  2. Zufluss von Fäkalien, z.B. Gülle
  3. Auswaschung von stickstoffhaltigem Düngemittel mit anschließenden Prozessen der Denitrifikation

In diesem Fall stellt das Nitrit ein Zwischenprodukt der Nitrifikation dar, bei der Ammonium durch nitrifizierende Bakterien zu Nitrat abgebaut wird. In einem Gewässer, in dem Nitrit schnell zu Nitrat oxidiert (siehe Nitrifikation bei Punkt Ammonium) sind in der Regel niedrige Konzentrationen von bis zu 0,01 mg/l zu messen. Dies gilt als nicht verschmutztes Gewässer. Ein Gewässer, in dem Konzentrationen zwischen 1 mg/l und 2 mg/l gemessen werden, gilt als versschmutztes Gewässer. Ein solch erhöhter Nitratwert kann sich gefährlich auf die Fische und auch den Menschen auswirken, da Nitrit durch deren Stoffwechsel zu Nitrosaminen umgesetzt wird, die krebserregend sind. Außerdem beeinträchtigen Nitrite den Sauerstofftransport im Blut. Aus diesem Grund kann Nitrit als aussagekräftiger Indikator für den Sauberkeitsgrad eines Gewässers genutzt werden.

8.1.5.1 Auswertung Nitrit (NO2-)

Abb29

Schaut man sich die Durchschnittswerte unserer Messungen in Hattrop anguckt, fällt auf, dass die Messwerte zwischen den beiden Grenzwerten 0,01 mg/l und 2 mg/l liegen. Dies sind sehr gute Werte, da im unteren Bereich der Grenzwerte liegen. Sie gefährden kein Lebewesen, da hierdurch Nitrit nicht vermehrt in Nitrosamine verstoffwechselt wird. Aus diesem Grund lässt sich dieser Bachabschnitt als sehr sauber bewerten.

→ Güteklasse I → keine Aufwertungsmaßnahmen nötig

Abb30

Auch die Messungen an den Vergleichspunkten weisen auf einen einwandfreien Nitrithaushalt hin. Fast keiner der Werte überschreitet auch nur den unteren Grenzwert von 0,01 mg/l. Auch hier ist der Messabschnitt von Punkt 1 bis 6 sehr sauber zu bewerten.

→ Güteklasse I → keine Aufwertungsmaßnahmen nötig

8.1.6 Phosphat (PO43-)

Ebenfalls wie Nitrit ist auch Phosphat ein Salz, jedoch ein Salz der Phosphorsäure (H3PO4). Es kann in zwei Formen vorliegen:

  1. gelöst im Wasser
  2. gebunden im Detritus auf dem Grund

Die Phosphatkonzentration ist jahreszeitenabhängig, da die Pflanzen in ihren Vegetationsperioden Phosphat für das Wachstum benötigen. Das heißt, dass der Phosphatwert im Winter höher ist als im Sommer. Dieser Wert wird außerdem durch das Absterben der Pflanzen im Winter begünstigt, da hierdurch zusätzlich Phosphat freigesetzt wird. Jedoch sollte in einem nicht-verschmutzten Gewässer die Konzentration von 0,05 mg/l nicht überschritten werden.

Des Weitern ist Phosphat ein wichtiger Pflanzennährstoff, der für den Aufbau von „DNA, RNA, ATP, Phospholipiden, Zuckerphosphaten, NADP, etc.“ (Soester Bäche) benötigt wird. Daher kann dieser Faktor eine Ursache von starkem Pflanzenwachstums sein und somit die Eutrophierung und den Sauerstoffmangel begünstigen.

Beispiel: Wenn in einem Gewässer der Phosphatwert um nur 1g steigt, werden bis zu 100g mehr Biomasse produziert und somit ein generell vermehrtes Algenwachstum hervorgerufen. Um dieselbe Biomasse wieder abzubauen, werden jedoch ca. 150g Sauerstoff benötigt, was dann zu einer starken Senkung des Sauerstoffwertes führt.

(vgl.: http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/eutrophierung/23123)

Abb31Jedoch muss eine Erhöhung der Phosphatkonzentration nicht zwingend eine Abnahme der Sauerstoffkonzentration oder eine Eutrophierung bedingen. Ein Beispiel dafür ist das Minimumgesetz nach Justus von Liebig, welches besagt, dass das Wachstum nur so weit möglich ist, wie die im Verhältnis geringste Ressource vorhanden ist. Diese Ressource wird als Minimumfaktor bezeichnet und ist somit die Begrenzung für das Pflanzenwachstums.

An dieser Darstellung ist anschaulich illustriert, wie das Minimumgesetz zu verstehen ist: Das Pflanzenwachstum lässt sich mit dem Wasserstand im Fass vergleichen. Beides kann sich nur so weit erhöhen, wie der Minimumfaktor vorhanden ist. Der Wasserstand oder das Pflanzenwachstum werden durch das kürzeste Brett oder die minimalste Konzentrationen eines der Wachstumsfaktoren eingeschränkt.

In Bezug auf eine erhöhte Phosphatkonzentration bedeutet das, dass nicht zwangsläufig eine Eutrophierung als Folge einer Phosphatkonzentration eintritt, da andere Faktoren, wie die vorhandene Nitratkonzentration oder ausreichende Sonneneinstrahlung ein übermäßiges Pflanzenwachstum beschränken können. Allerdings besteht bei einem Anstieg der Phosphatkonzentration ein erhöhtes Risiko für eine Eutrophierung, was beachtet werden sollte. (Zitiert aus: Die Renaturierung des Amper Baches)

8.1.6.1 Auswertung Phosphat (PO43-)

Abb32

Der erste Blick auf die Messergebnisse in Hattrop zeigt, dass sich auch hier der Wandel zwischen Winter und Sommermonaten auf den Wert ausgewirkt hat. Der Vergleich der Wintermonate Februar (vor Renaturierung) und Oktober (nach Renaturierung) zeigt, dass hierdurch der Phosphatgehalt gesenkt wurde. Der Wert von 0,5 mg/l vor der Renaturierung, war auch auf dem ehemaligen Kiesbett zu sehen. Auf diesem waren zahlreiche Algen angesiedelt. Aufgrund der Renaturierung sank der Wert auf ungefähr 0,2 mg/l, was man auch am Wachstum der Algen beobachten konnte.

Abb33

Der Vergleich mit den Messergebnissen aus der Innenstadt weißt allerdings erschreckende Ergebnisse auf. Bei keiner der Messungen wurde ein Wert gemessen, der im Grenzbereich von 0,05 mg/l liegt. Die Messungen im Oktober weisen zwar geringere, aber dennoch zu hohe Konzentrationen auf. Dies ist auch am Gewässer selbst zu sehen. Mehrere Algenteppiche und Wasserpflanzengruppen weisen schon beim bloßen Betrachten auf eine Erhöhung hin.

Aufgrund dieser Werte ist es notwendig die Phosphatkonzentration in der Innenstadt weiter zu beobachten und eventuell Maßnahmen zu ergreifen, um den Wert zu senken. Die Werte in Hattrop hingegen stellen kaum ein Problem dar, da die Durchschnittswerte fast komplett im Grenzbereich liegen. Jedoch sollte man auch hier den weiteren Verlauf der Nährstoffkonzentration beobachten. Ein Grund für eine leichte Erhöhung der Werte könnte hier die Auswaschung von phosphathaltigem Dünger von überdüngten landwirtschaftlichen Nutzflächen sein. Ein weiterer Grund könnte auch der erhöhte Zufluss von tierischen oder menschlichen Stoffwechselprodukten sein.

→ leichte Belastung des Soestbaches in Hattrop → Güteklasse II

→ starke Belastung des Soestbaches in der Innenstadt → Güteklasse III

8.1.7 Sauerstoff (O2)

Nicht nur Menschen und Tiere benötigen Sauerstoff zum Überleben, sondern auch Mikroorgansimen. Deshalb ist der Sauerstoffgehalt, beziehungsweise die Konzentration des in Wasser gelösten Sauerstoffs ein wichtiger Faktor für die Flora und Fauna. Wenn beispielsweise genügend Sauerstoff vorhanden ist, können die Destruenten totes, organisches Material aerob zersetzen → Dem Gewässer wird bei diesem Vorgang Sauerstoff entzogen, um verschiedene Bestandteile zu oxidieren. Ein Endprodukt dieses Vorganges ist Kohlenstoffdioxid oder bei einer biochemischen Reaktion Nitrat. Wenn durch solche Vorgänge jedoch zu wenig Sauerstoff im Gewässer zurückbleibt, kommt es zu einem anaeroben Abbau, bei dem toxische Substanzen wie Schwefelwasserstoff (H2S) oder Methan (CH4) freigesetzt werden, die dann dem gesamten Ökosystem schaden können.

Eine gute Sauerstoffkonzentration ist von vier Faktoren abhängig:

  1. Je niedriger die Wassertemperatur, desto besser sind Gase, also auch Sauerstoff, löslich.
  2. Je größer die Oberfläche ist, desto mehr Sauerstoff kann im Wasser gelöst werden.
  3. Je mehr „Wasserturbulenzen“ und je mehr „gelöste Substanzen“ (viskositätserhöhende & oberflächenaktive Stoffe, Salze, andere gelöste Gase) desto mehr Sauerstoff kann gelöst werden.
  4. Die Konzentration von gelöstem Sauerstoff ist primär von biochemischen Prozessen abhängig.
    Der Vorgang der Photosynthese erhöht die Sauerstoffkonzentration. Wenn wenig Sauerstoff vorliegt, können die Bakterien durch Denitrifikation Sauerstoff und Stickstoff produzieren. Wenn allerdings viel Sauerstoff vorhanden ist, wird Nitrifikation betrieben, bei der Sauerstoff aus dem Gewässer verbraucht wird um im Folgenden die Konzentration sinkt.
    (vgl.: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/eutrophierung/23123http://www.biologie-schule.de/oekosystem-see-eutrophierung.php46
    http://www.wasserwissen.de/abwasserlexikon/s/sauerstoffgehalt_im_wasser.htm)

8.1.7.1 Auswertung Sauerstoff (O2)

Abb34

Betrachtet man nun die Messwerte des Soestbachabschnittes in Hattrop, stellt man fest, dass vor der Renaturierung viel zu wenig Sauerstoff vorhanden war. Ein Grund hierfür ist der begradigte Bachverlauf, in dem kaum die Möglichkeit zum „Aufsprudeln“ des Gewässers bestand und in dem es kaum größere Oberflächen zum Aufnehmen von Sauerstoff gab. Durch die Renaturierung sind diese Probleme behoben worden und durch das Einbauen von zum Beispiel größeren Steinen und Totholz, sind diese Faktoren verbessert worden, was man auch an den letzten beiden Messergebnissen feststellen kann. Trotzdem gilt es die Sauerstoffkonzentration weiterhin zu überwachen, da sie ein wichtiger Faktor im Ökosystem Bach darstellt.

Abb35

Die Messergebnisse in der Innenstadt zeigen allerdings erschreckende Ergebnisse. Zu keinem Zeitpunkt der Messungen, ist der Mindestwert von 5 mg/l erreicht worden. Der Grund hier, wird ähnlicher Natur sein, wie der vor der Renaturierung in Hattrop. Durch die beengte Situation in der Innenstadt, ist es dem Bach nicht erlaubt zu brechen. Auch die vereinzelten Steine helfen hier nur sporadisch und sind ehr zur Beschönigung gesetzt. Allerdings fällt auch auf, dass der Soestbach, je mehr er Richtung „Altes Freibad“ fließt (Messstelle 5 und 6) desto mehr Sauerstoff ist im Wasser gelöst. Trotzdem sind diese Werte noch nicht im Sollbereich und sollten zwingend überwacht werden. Eine Maßnahme zur Erhöhung der Sauerstoffkonzentration, die temporär auf dem Großen Teich durchgeführt wird, ist es das Wasser mittels Fontänen aufzusprudeln, um somit die Möglichkeit der Sauerstoffaufnahme zu erhöhen.

→ An keiner der Messpunkte, ist eine ausreichende Sauerstoffsättigung gegeben. Allerdings hat die Renaturierung in Hattrop der Optimierung dieses Wertes positiv beigesteuert und diese begünstigt. Es gilt die Werte trotzdem weiterhin zu überwachen. → leicht belastet → Güteklasse II

8.1.8 pH-Wert

Abb36Der pH-Wert ist einer der wichtigsten und aussagekräftigsten Größen, die die Qualität des Wasser charakterisieren. Dieser Wert gibt an, ob ein Gewässer basisch, sauer oder neutral ist. Die Messskala dieses Wertes reicht von 1, stark sauer, über 7, neutral, bis hin zu 14, stark alkalisch oder basisch. In vielen Fließgewässern, die in Kontakt mit Kohlendioxid der Atmosphäre stehen und Calcium enthalten stellt sich dieser Wert bei ungefähr 8 ein. Eine Abweichung von diesem Wert stellt gleichzeitig auch eine Veränderung der Tier- und Pflanzenarten da, da ein abweichender pH-Wert zum Beispiel die Pflanzenorgane schädigt. Des Weiteren werden viele Nährsalze des Gewässers durch den pH-Wert beeinflusst, wodurch das Pflanzenwachstum verändert werden kann.

8.1.8.1 Auswertung pH-Wert

Abb37

Diesen Grundsatz kann man auch an den Messwerten vor und nach der Renaturierung ablesen. Vor der Renaturierung lag der pH-Wert nämlich bei ungefähr 7 und ist durch die Maßnahme dann auf circa 8 angestiegen. Dies ist durch das wieder hergestellte Gleichgewicht von gelöstem Kohlenstoffdioxid in Form von Hydrogenkarbonatorien und Karbonatorien geschehen. Außerdem bevorzugt die Bachforelle einen pH-Wert, der zwischen 5,5 und 9 liegt, der hier ebenfalls gegeben ist.

Abb38

Der Vergleich mit den Messwerten aus der Innenstadt zeigt, dass dort der pH-Wert etwas stärker in den alkalischen Bereich geht. Dies kann man besonders gut an den Durchschnittswerte, die alle zwischen 8 und 9,5 liegen, ablesen. Hier sollte man deswegen auch den weiteren Verlauf dieses Wertes beobachten, da es passieren kann, dass durch einen zu hohen pH-Wert die Tier- und Pflanzenwelt beschädigt, verändert oder eingeschränkt werden kann.

→ keine Belastung des Soestbaches → Güteklasse I

8.1.9 Gesamthärte

Wasser einen Fließgewässers enthält auch gelöste Mineralien (Ionen). Hierbei spielen vor allem die so genannten Härtebildner, in Wasser gelöstes Magnesium und Calcium eine große Rolle, da diese als Gesamthärte ein wichtiger Faktor für die Gewässerqualität sind. Kein Lebewesen kann in einem absolut Ionenfreien Gewässer leben. Die Härte eines Gewässers wird in °dH oder mmol/l angegeben. Die Gesamthärte in Süßwassergewässern liegt zwischen 5 und 20 °dH. Die Gesamthärte des Wassers wird in vier Gruppen eingeteilt:

Abb39

Auf Grund der Reform der Härtekategorien 2007, fällt die vierte Kategorie weg, beziehungsweise ist in die dritte integriert worden. Wenn man in einem Gewässer einen geringen Härtewert misst, lässt sich daraus schließen, dass auch der Kalkwert entsprechend geringer ist, da folgende Faustregel gilt:

Je weicher das Wasser ist, desto weniger Mineralstoffe sind in ihm gelöst und umgekehrt.

Die Wasserhärte wirkt sich auf die Tier- und Pflanzenwelt aus. Bei einer Wasserhärte von zum Beispiel 14 °dH haben Weichwasserfische, wie der Nasenharnischwels ein Problem bei der Fortpflanzung, da aus ihrem Laich bei dieser Wasserhärte nichts schlüpft. Pflanzen sind erst bei einem Wasserwert von über 20 ° dH in ihrem Wachstum eingeschränkt

(vgl.: http://www.weichwasserfische.de/arten.htm)

8.1.9.1 Auswertung Gesamthärte

Abb40

An Hand der Tabelle, die die Gesamthärte in vier Gruppen einteilt, lässt sich sagen, dass das Wasser in Hattrop im harten Bereich liegt. Da der Wert nach der Maßnahme unter 20 °dH liegt, haben seit der Renaturierung auch Pflanzen eine bessere Chance zu wachsen. Fische konnten unter Betrachtung der Gesamthärte die ganze Zeit gut im Soestbach-Hattrop leben und sich fortpflanzen.

Abb41

Die Messergebnisse aus der Innenstadt liegen fast alle im sehr harten Bereich 4, das heißt es enthält viele Mineralstoffe, wie Kalzium- und Magnesiumsalze. Ein Grund hierfür, könnten das salzige Grundwasser der Soester Börde sein. Es gelangt über verschiedene Vorgänge in Form von kleinen Quellen (wie zum Beispiel im Großen Teich) an die Oberfläche. Es sollte deswegen im Folgenden weiter beobachtet werden, wie sich der Wert verändert, da viele Pflanzen hier Schwierigkeiten haben zu wachsen und Tiere Schwierigkeiten haben sich fortzupflanzen.

→ keine Belastung des Soestbachabschnittes in Hattrop → Güteklasse I

→ leichte Belastung des Soestbaches in der Innenstadt → Güteklasse II

8.1.10 Carbonhärte

Auch die Konzentration des Anions Hydogencarbonat (HCO3) hat bei der Wasserhärte eine wichtige Bedeutung, es bezeichnet den hierzu äquivalenten Teil der Erdalkalimetallionen als Carbonhärte. Demnach befindet sich das Gewässer im Kalkkohlensäure-Gleichgewicht, wenn es genau so viel Kohlenstoff (CO2) enthält, dass es weder Kalk abscheidet noch löst. Wird einem solchen Wasser dann die Komponente Kohlenstoff entzogen, bilden sich schwer lösliche Verbindungen, wie zum Beispiel Dolomit und Calcit als Mischcarbonat. Dieser Vorgang hängt zudem noch vom temperaturabhängigen Calciumcarbonat-Kohlensäure-Kohlenstoffdioxid-Gleichgewicht ab. Ein Beispiel hierfür ist das Erhitzen von Wasser im Kochtopf. Bei diesem Vorgang bemerkt man nach einigen Wiederholungen ebenfalls eine Ablagerung am Bodengrund. In der Hauswirtschaft würde man diesen Topf nun mit zum Beispiel Essig auskochen. Auch die Natur hat solch einen Entkalkungsvorgang. Es findet nämlich ein „entsprechender Prozess als biogene Entkalkung infolge des durch die Photosynthese von Wasserpflanzen und Planktonalgen verursachten Verlustes an Kohlenstoffdioxid statt.“ (Zitiert aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserh%C3%A4rte)

Abb42Herrscht in dem Gewässer ein stabiler Carbonhärtewert von ca. 5 bis 12 °dH, ist das Wasser automatisch pH stabil, da der pH-Wert nicht mehr stark auf oder ab sinken kann. Dies ist ein Vorteil für die Lebewesen, da diese hierdurch weniger anfällig für Krankheiten sind.

Des Weiteren hängt die Carbonhärte stark mit dem pH-Wert und dem CO2-Gehalt des Gewässers ab. „Kennt man zwei der drei Werte, kann man den dritten anhand der folgenden Tabelle ermitteln, denn der pH-Wert ergibt sich aus dem CO2 Wert und der Carbonhärte.“ (Zitiert aus: https://aquaristik-profi.com/wasserwerte/karbonathaerte/)

8.1.10.1 Auswertung Carbonhärte

Abb43

Die Ergebnisse der fünf Messungen in Hattrop weisen einen leicht erhöhten Messwert von 16,1 °dH auf. Trotzdem ist zu sehen, dass nach der Renaturierung die Carbonhärte gesunken ist. Dies ist gut, da die Lebewesen somit schon viel besser das Gewässer bewohnen können. Allerdings gilt es weiterhin zu überwachen, ob der Wert in einen optimalen Bereich fällt.

Abb43a

Wie die Messungen in Hattrop, weisen auch die Messungen in der Innenstadt eine erhöhte Carbonhärte auf, welche hier sogar noch höher ist. Ein Grund hierfür, könnte die Abhängigkeit des Carbonhärtewertes von der Gesamthärte, die hier leicht erhöht ist, sein.

→ Es liegt eine leichte Erhöhung der Carbonhärte in Hattrop vor, die es weiter zu überwachen gilt. Trotzdem geht von ihr keine Gefahr aus. → Güteklasse II

→ Es liegt eine deutliche Erhöhung der Carbonhärte in der Soester Innenstadt vor, die es weiter zu überwachen gilt. Sollte diese weiter steigen, sollten Maßnahmen zum Senken des Wertes ergriffen werden. → Güteklasse III-IV

8.1.11 Fazit der Wasseranalyse

→ Obwohl einzelne Messwerte erhöht sind, stellt der renaturierte Abschnitt in Hattrop ein wieder gesund gewordenes Gewässer da. Vor der Renaturierung lagen viele Werte im schlechten Bereich, wie zum Beispiel der Sauerstoffgehalt. Die Maßnahmen haben den Bach in vielerlei Hinsicht wieder zu einem wertvollen Biotop gemacht in dem Fische und Pflanzen. leben, wohnen und sich fortpflanzen können. Trotzdem sollten einige Werte auch weiterhin überwacht werden und Absprachen mit den anliegenden Landwirten getroffen werden, welche Düngemittel gut verwendet werden können und auf welche man ehr verzichten sollte. 

→ Insgesamt lässt sich der Abschnitt in folgende Güteklasse einteilen: Güteklasse I-II

8.2 Bodenanalysen

Hattrop Neben der Analyse des Wassers haben wir uns auch mit dem Uferboden an Messstelle 7 beschäftigt. Dort haben wir folgende Werte gemessen: pH-Wert, Ammonium, Nitrat, Nitrit, Phosphat und Kalium.

Zunächst haben wir die Bodenart bestimmt. Dies taten wir anhand der Fingerprobe. Bei dieser Probe wird der zu bewertende Boden als erstes zwischen den Handtellern schnell zu einer Wurst gerollt („Ausrolltest“). Wir stellten fest, dass sich der Boden gut formen ließ, was auf eine gute Bindung, also einen lehmigen, bzw. tonigen Boden deutet. Im zweiten Schritt versuchten wir den Bodengrund zwischen den Fingern zu formen („Bindigkeitstest“). Auch hier erwies sich der Boden als gut formbar, also als lehmig und tonhaltig. Der vorletzte Test, der „Zerreibetest“, machte deutlich, dass sich beim Zerreibend der Probe auf der Handfläche lehmiges Material in den Handlinien absetzte, was ebenfalls auf einen lehmhaltigen/ tonhaltigen Boden hindeutet. Der letzte Test, ist der „Gleitflächentest“, bei dem beurteilt wird, in wie weit der Bodengrund zwischen den Fingern gleitet. Hier stellte sich ebenfalls heraus, dass an diesem Soestbachabschnitt der Bodengrund ehr lehmig und tonig als sandig ist. Um dies abschließend zu beurteilen, mussten wir noch die Korngröße bestimmen, was sich auf Grund von mangelnder Geräte als etwas schwierig erwies. Deshalb schätzten wir diese auf ungefähr 2µm, also ein Tonbodengemisch.

Abb44

Im weiteren Verlauf haben wir dann mit den Messungen begonnen. Es stellte sich hierbei heraus, dass unser Boden einen neutralen pH-Wert von ca. 7,5 besitzt, welcher absolut normal für einen gesunden Boden ist.

Der Ammoniumwert lag zum Zeitpunkt unserer Analyse nicht im grünen Bereich, da dieser auf 7,8mg/kg ≙ 2,8mg/l angestiegen ist. Ein guter Ammoniumgehalt liegt allerdings bei 0,2mg/l.

Auch der Phosphatgehalt liegt mit 3,7mg/l über dem gesunden Wert von ca. 0,25mg/l.

Der Nitratwert mit 2,13mg/l und der Nitritgehalt mit 0mg/l liegen jedoch im grünen Bereich.

Da diese Werte in ihrem Gesamtbild nicht zu einander passen, müsste man noch mehrere Analysen durchführen, die eine eventuelle Veränderung der guten bzw. schlechten Werte aufzeigen. (Randbemerkung: Da allerdings der Messkoffer mit seinem Inhalt sehr ausgenutzt ist, sind diese nicht mehr möglich.)

→ In der Bodenanalyse lässt sich kein eindeutiges Ergebnis finden, da aufgrund von mangelnder Messungen keine Durchschnittswerte genommen werden konnten.

9. Elektrobefischung (Elias Räker)

Abb45Am 14. Februar 2019, haben wir zusammen mit Olaf Zimball, einem Mitarbeiter der ABU und ehemaligen Mitglied der Bio-AG des Conrad-von-Soest Gymnasiums den Bachabschnitt 1 (siehe Karte) elektrobefischt.

Beim Elektrofischen geht der Angler mit einer Batterie und einem Kescher ins Wasser, um ein elektrisches Feld zu erzeugen. Die Fische werden dann von dem elektrischen Feld leicht betäubt und anschließend vom Angler im Kescher gefangen. Die Fische tragen keine bleibenden Schäden davon.

Nach der Befischung wurden die Fische bestimmt und ausgezählt, um den Bestand herauszufinden. Nachher wurden diese in der Blögge wieder freigelassen. Die Aktion war notwendig, um den Bach weitestgehend von Fischen zu befreien, da die Fische sonst durch die Baufahrzeuge bei der baldigen Renaturierung des Bachabschnittes gefährdet worden wären. Wir haben wir insgesamt 114 Fische gefischt, die wir im Anschluss auf fünf Arten bestimmt haben.

Abb46

Um die Fische besser zu kategorisieren, haben wir sie außerdem nach den Größen (5cm, 10cm, 15cm oder größer) zugeteilt. Bei der Befischung stellten wir außerdem fest, dass auch ausländische Arten, wie der Blaubandberbling aus Asien in geringen Mengen vertreten sind.  

9.1 Bachforelle

Abb47Die Bachforelle oder auch Salmo trutta fario ist ein zu den Salmoniden, also zu den Lachsfischen zählender Raubfisch. Je nach Nahrungsangebot werden sie zwischen 20 und 80 cm lang und wiegen im Durchschnitt 2 Kilogramm. Der Rücken hat eine oliv-schwarzbraun und silbrig blaue Färbung. Bauchwärts treten rote Flecken mit hellem Rand auf, die Bauchseite ist weißgelb. Durch ihre Färbung auf der Oberseite, ist er gut auf einem sandigem Bachbett getarnt.

Die Bachforelle besiedelt schnell fließende, sauerstoffreiche, kühle und klare Gewässer mit Kies- oder Sandgrund. Sie bleiben meist an einem Ort und verlassen diesen nur zur Fortpflanzung. Für diese fächern die Weibchen zwischen Dezember und Januar mit ihrer Schwanzflosse den Bodengrund auf und legen etwa 1000 bis 1500 rötliche Eier ab, die anschließend von einem Männchen besamt werden müssen. Ist dies geschehen, schlüpfen die Fischlarven nach etwa zwei bis vier Monaten. Die Besonderheit dieses Fisches ist, dass sie, genauso wie ihr großer Verwandter der Lachs mit dem Kopf gegen die Strömung schwimmen.

9.2 Groppe

Abb48Die Groppe oder auch Cottus gobio ist ein Süßwasserfisch mit spindelartigem Körper, einem großen und breiten Kopf, sowie glatter und schuppenloser Haut. Er wird etwa 12 bis 16 cm lang und ist ein Grundfisch. Dieser Fisch, kann sogar bis zu 2000 m über dem Meeresspiegel und in kühlen Seen leben kann. Andererseits hat die Groppe einen hohen Anspruch an die Wasserqualität. Sie bevorzugt eine hohe Sauerstoffkonzentration, eine niedrige Wassertemperatur und einen steinigen Grund.

Da sie aufgrund der zurückgebildeten Schwimmblase nur mäßig schwimmen kann, stellen selbst niedrige Stufen im Wasser unüberwindbare Hindernisse für sie dar. Zwischen Februar und März baut der Milchner eine Grube aus Steinen, in der der Rogner seine Eier legen kann. Das Männchen bewacht das Nest, bis die Jungfische nach vier bis sechs Wochen schlüpfen.

9.3 Dreistachliger Stichling

Abb49Der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus) ist durch seine große Verbreitung ein sehr bekannter Fisch. Er kommt in ganz Europa vor und bewohnt stehende, sowie fließende Gewässer, die Süß-, Salz- und Brackwasser haben können. In diesen Gewässern ist er meist in pflanzenreichen Arealen mit sandigem und schlammigen Grund zu finden. Ein erwachsenes Tier kann bis zu 11 cm lang werden, wobei die größeren Exemplare meist nur im Salzwasser zu finden sind. Auffällig ist seine große Brustflosse, die primär zum Erzeugen des Vortiebes genutzt wird.

9.4 Zwergstichling

Abb50Der Zwergstichling (Pungitius pungitius) ist im Gegensatz zum dreistachligen Stichling in NRW gefährdet und steht daher ganzjährig unter Schutz. Er ist ähnlich wie sein Verwandter in Gräben, Bächen und Teichen zu finden. Einen Unterschied gibt es in der Laichzeit, die bei dem Zwergstichling zwischen April und August etwas später im Jahr liegt als bei seinem größeren Bruder. Jedoch betreibt auch hier der Milchner die Brutpflege.

9.5 Blaubandbärbling

Abb51Der Blaubandbärbling, oder auch Pseudorasbora parva ist einen Fischart, die aus der Familie der Karpfen stammt. Ursprünglich kommt sie aus Asien, wurde aber durch den Mensch in viele Regionen Europas eingebracht. Er hat eine Gesamtlänge von bis zu 9,5 cm und ähnelt einem Gründling. Er sieht silbrig glänzend aus und hat auf der Seite einen dunkel blauen Streifen. Er ist in der Lage in vielen verschiedenen Habitaten zu überleben, wie zum Beispiel Seen, Kanäle, Talsperren, Sandgruben, bis hin zu großen Flüssen wie der Donau. Des Weiteren ziehen sie eutrophe Gewässer mit einer geringen Sichtweite vor. Da sich der Fisch fast überall wohlfühlt, kann es leicht zu Schwarmbildungen kommen, die die Wasserbeschaffenheit massiv beeinträchtigen. Da durch die gesteigerte Aktivität von Zooplankton die submersen Makrophyten negativ beeinflusst werden, kann es zu großen Schwankungen im pH-Wert und im Sauerstoffgehalt kommen. Die bis zu drei Jahre alt werdenden Tiere, sind schon im ersten Jahr geschlechtsreif. Sie legen dann auf Steine und Pflanzen Eierketten mit bis zu 340 Eiern. Die Laichablage geschieht an 3 bis 4 Stellen. Genau wie bei den Stichlingen bewacht auch hier der Milchner den Laich, bis zum Schlupf nach 6 bis 8 Tagen bei 20°C Außentemperatur.

9.6 Was für eine Veränderung ist zu erwarten?

Abb52Aufgrund der Renaturierung in Hattrop, wird zunächst stark in den Lebensraum der Fische eingegriffen. Allerdings ist das Ziel der Renaturierung eine Verbesserung ihres Lebensraumes. Deshalb ist primär eine leicht vergrößerte Population der gefangen Fische zu erwarten. Allerdings kann man davon ausgehen, dass auch einige Arten in ihrer Vielzahl sinken werden, wie zum Beispiel die Groppe. Abb53Wie oben erklärt, ist die Groppe ein Fisch, der ein steiniges Bachbett bevorzugt, da er dort ablaicht. Hierfür war der alte steinige Bodengrund ideal. Durch die Maßnahme hat sich dieser immer mehr zu einem lehmigen und sandigen Boden verwandelt, also ein idealer Laichplatz für die Bachforelle, deren Population zum Zeitpunkt vor der Renaturierung etwas geringer als gewünscht gewesen ist. Da durch das Einlagern von Steinen an manchen Stellen trotzdem noch der Laichplatz der Groppe erhalten wird, kann man erwarten, dass diese Population trotzdem noch gut vorhanden sein wird. 

→ Durch die Renaturierung wurde der Lebensraum der Fische zwar zunächst stark verändert, jedoch für ein besseres Gleichgewicht der Arten vorbereitet.

Im weiteren Verlauf der Projektarbeit und auch bei der Nachbereitung sollte man nun eine erneute Befischung vornehmen, um einen Vergleich aufstellen zu können.

10. Anwohnerbefragung (Elias Räker)

Um die Stimmen der Anwohner zum Thema „Renaturierung in ihrem Dorf“ und deren Einstellung dazu mitzubekommen, befragten wir Herrn Riese. Herr Riese ist einer der nächsten Anwohner, da der Soestbach direkt durch sein Wohnzimmer fließt. Mit ihm trafen wir uns an einem Nachmittag in seinem Garten und seinem „eigenen Stück Soestbach“ und sprachen mit ihm über das Thema Renaturierung.

Abb54In dem Gespräch erzählte uns Herr Riese zunächst einige Daten zu seinem Haus. Im Jahr 1573 wurde dieses nämlich zu einer Mühle umgebaut und 1969 nach einem Umbau unter Denkmalschutz gestellt. Er erzählte, dass der Umbau dadurch hervorgerufen worden war, dass diese Mühle nicht mehr erlaubt war. Durch die Begradigung des Soestbaches und das fehlende Mühlrad, floss nun das Wasser viel schneller als zuvor durch sein Grundstück und seine Wohnung. Dies hatte zur Folge, dass die Eisvögel, die in den Steilwänden des Mühlengrabens brüteten, des Öfteren auf Grund von Hochwasser vertrieben wurden und teilweise schließlich ganz weg blieben. Auch die Wasseramsel und andere Limikolen haben hierdurch ihren Lebensraum durch das schnell und gerade fließende Wasser verloren. Aus diesem Grund ist Herr Riese ein großer Befürworter der Renaturierungsmaßnahmen. Er erhofft sich hierdurch, dass die Fauna wieder an Artenvielfalt gewinnt. Des Weiteren fand er unseren Vorschlag einer eventuellen Bepflanzung des frisch renaturierten Bereichs gut und schlug vor, einige Erlen zu setzten. Außerdem bot er sein Grundstück für weitere Analysen und für das filmische Dokumentieren der Maßnahmen an.

Auch andere Anwohner, die immer wieder während unserer Analysen zu uns kamen, gaben ein positives Feedback, was die Renaturierung betrifft. Des Weiteren wurden wir von vielen gebeten, am Ende unserer Projektarbeit die Dokumentation dem Dorf zu präsentieren und unsere Ergebnisse vorzustellen.

11. Auswirkungen der Renaturierung (Elias Räker)

Wie schon am Anfang erwähnt, gibt es verschiedene Möglichkeiten einen Bach naturgetreu wieder herzustellen. In Hattrop hatten wir das Glück, dass die Stadt 50 m links und rechts des Soestbaches aufkaufen konnte, wodurch eine richtige Renaturierung und nicht nur eine Rekonstruierung möglich war. Dies hat zur Folge, dass der Bachverlauf viel stärker verändert werden konnte. Es konnten Uferzonen, Steilwände und kleine Auen, die bei Hochwasser überschwemmt werden können, geschaffen werden. Diese bietet vielen Lebewesen einen Platz zum Leben und Fortpflanzen. Tierarten, die vor der Renaturierung selten geworden sind, wie der Eisvogel, können nun wieder heimischer werden. Auch die Wasseranalysen zeigen, dass die Renaturierung ein ganzer Erfolg gewesen ist.

12. Fazit (Elias Räker)

Zum Schluss lässt sich sagen, dass der Soestbach durch viele Maßnahmen seit dem 19. Jahrhundert negativ verändert worden ist. Begradigungsmaßnahmen, die Emscher Rinne und Unterführungen wirkten sich schlecht auf die Wasser- und Bodenqualität aus. Auch die Flora und Fauna musste unter den Maßnahmen leiden. Auch auf dem Land wurde der Soestbach aus wirtschaftlichen Gründen begradigt.

Durch die Renaturierungsmaßnahmen im Jahr 2019 wurde diese negative Auswirkung in Hattrop versucht zu beseitigen. Auch die Analysen des Wassers und Bodens wiesen nach der Renaturierung einen verbesserten Zustand des Fließgewässers auf. Es konnten weder starke Belastungen noch Mängel festgestellt werden.

Ebenfalls verbesserte sich auch die Gewässerstrukturgüte des Soestbachabschnittes in Hattrop. Trotzdem ist es zwingend notwendig die anderen Bereiche des Soestbaches, so zum Beispiel den Bereich zwischen Hattrop und Soest zu renaturieren. Hierbei sollten besonders unterschiedliche Strömungsmuster, abwechslungsreiche Tiefenvarianzen, die Anlage breiter Uferstreifen (mindestens 20m) und das Einbringen einer guten Uferstruktur durch zum Beispiel Totholz oder größeren Steinen. Dadurch würde eine höhere Biodiversität erreicht, sowie eine geringere Belastung durch zu viel oder zu wenig Nährstoffe und Mineralien.

Sollte die Renaturierung weiter gefördert werden und diese Faktoren mit eingearbeitet werden können, würde aus dem Soestbach eine ökologisch hochwertiges und langfristig nachhaltiges Fließgewässer werden, „das ein Symbol für ökologischen Erfolg durch gemeinschaftliches Handeln darstellt“.

Abschließend kann man sagen, dass auch das Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in Kraft getreten ist. Allein die Rekonstruierungen in der Innenstadt haben sich positiv auf die Messergebnisse an Messstelle 6 ausgewirkt, an der der Soestbach aktuell immer noch begradigt verläuft. Auch die Wasserwerte in Hattrop haben sich durch die Abschnittsweise Renaturierung verbessert, da auch Flussauf- und Flussabwärts die Konzentrationen von zum Beispiel Mineralstoffen in einen positiven Bereich gewandert sind. Auch die Fließgeschwindigkeit hat durch die Maßnahme stark abgenommen (siehe Anhang Abbildung: 55).

→ Aus diesem Grund gilt es die Kompensation von Fließgewässern durch das Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept als erfolgreich zu betrachten.

Wir bedanken uns für die Unterstützung der Bewohner des Dorfes Hattrop für sein Interesse an den Analysen. Besonders hervorheben möchten wir Herrn Dr. Riese, der uns sein Grundstück und sein Wissen für eine genauere Arbeit zur Verfügung gestellt hat.

Außerdem bedanken wir uns bei dem Betreuer der Biologie-Arbeitsgemeinschaft und des Projektkurses des Conrad-von-Soest Gymnasiums, Herrn Ulrich Dellbrügger.

Des Weiteren bedanken wir uns bei der jungen Biologie-AG unserer Schule, die uns beim Elektrofischen unterstützt hat.

Ein besonderer Dank gilt alle denen, die im Hintergrund mitgearbeitet habe, um das Projekt visuell zu begleiten: Ben Jeretzky, Jannis Finkeldei, Louis Opitz.

Wir möchten auch Herrn Koll, für seinen Vortrag am Renaturierten Soestbach (Messstelle 4) und Frau Kühlmann aus der Abteilung Umwelt im Kreis Soest, die für das Projekt in Hattrop zuständig ist und unsere Ansprechpartnerin war, durch die eine so detailreiche Arbeit erst möglich wurde, danken.

13. Quellenverzeichnis

Kapitel

Quelle

Abrufdatum

1.0 Einleitung

https://de.wikipedia.org/wiki/Soestbach

15.10.2019,

15:03 Uhr

2.0 Wie verlief der Bach natürlich

Alle Begriffserklärungen von

https://www.biologie-seite.de/Biologie/

27.11.2019,

16.06 Uhr

4.0 Arten von Renaturierungen

https://www.umweltdatenbank.de/cms/lexikon/32-lexikon-f/1814-flussbegradigung.html?highlight=WyJmbHVzc2JlZ3JhZGlndW5nIl0=

28.11.2019,

19:32 Uhr

4.0 Arten von Renaturierungen

https://prezi.com/txfz2u7w4to2/flussbegradigung/  

28.11.2019,

19:33 Uhr

4.0 Arten von Renaturierungen

https://www.umweltdatenbank.de/cms/lexikon/32-lexikon-f/1814-flussbegradigung.html?highlight=WyJmbHVzc2JlZ3JhZGlndW5nIl0=

28.11.2019,

19:37 Uhr

4.0 Arten von Renaturierungen

https://geolinde.musin.de/index.php/geoglossar/323-flussbegradigung.html  

28.11.2019,

19:41 Uhr

4.0 Arten von Renaturierungen

http://www.biologie-schule.de/renaturierung.php

01.12.2019,

17:32 Uhr

4.0 Arten von Renaturierungen

https://www.wanderfisch.info/renaturierung

01.12.2019,

18:21 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

https://www1.wdr.de/wissen/natur/blaues-band-100.html

10.11.2019,

14:41 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

https://lahntalschule.de/PDF/Fachbereiche/Biologie/Poster_Renat.pdf

10.11.2019,

14:51 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

http://www.naturtipps.com/fliessgewaesserrenaturierung.html    

27.11.2019,

20:45 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

https://educalingo.com/de/dic-de/renaturierung

10.11.2019,

21:07 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

https://www.hellwegradio.de/artikel/soest-hattrop-soestbach-wird-renaturiert-98838.html  

27.11.2019,

21:15 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

https://www.ehrenamt-kreis-soest.de/pressemitteilungen/presseservice/1005881.php -

27.11.2019,

21:38 Uhr

6.0 Gründe für weitere Renaturierungen

https://www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/binnengewaesser/gewaesserschutzpolitik/deutschland/umsetzung-der-wrrl-in-deutschland/

27.11.2019,

22:40 Uhr

8.0 Untersuchungen + 9.0 Boden

https://www.lavaris-lake.com/de/wasserparameter.html#gesamt

28.11.2019,

15:00 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.chf.de/eduthek/chemischer-index12.html

28.11.2019,

15:00 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.bodenwelten.de/content/unterscheidungsmerkmale

28.11.2019,

15:00 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://de.wikipedia.org/wiki/Bachforelle

28.11.2019,

16:15 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://de.wikipedia.org/wiki/Groppe

28.11.2019,

16:25 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.asv-werne-lippetal.de/zwergstichling.htm

28.11.2019,

16:30 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://de.wikipedia.org/wiki/Dreistachliger_Stichling

28.11.2019,

16:55 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://de.wikipedia.org/wiki/Blaubandb%C3%A4rbling

28.11.2019,

18:13 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.dafv.de/projekte/fisch-des-jahres/item/154-fisch-des-jahres-2018-der-dreistachlige-stichling.html

29.11.2019,

14:12 Uhr

8.0 Untersuchungen

http://www.naturtipps.com/fliessgewaesserrenaturierung.html

29.11.2019,

14:15 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.oase-teichbau.de/tipps-und-tricks/ursachen-fuer-fadenalgen-im-teich

29.11.2019,

15:16 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://de.wikipedia.org/wiki/Nitrate

04.12.2019,

15:36 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserh%C3%A4rte

04.12.2019,

16:15 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.filterzentrale.com/wasserwelten/wasser/was-ist-die-optimale-wasserhaerte

04.12.2019,

17:23 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://www.zoutman.com/saltipedia/de/wasseraufbereitung/das-sind-die-nachteile-von-hartem-wasser/

04.12.2019,

18:12 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://klexikon.zum.de/wiki/Grundwasser

05.12.2019,

10:15 Uhr

8.0 Untersuchungen

https://aquaristik-profi.com/wasserwerte/karbonathaerte/

05.12.2019,

10:45 Uhr

12.0 Fazit

https://www.google.com/search?q=hattrop+wappen&sxsrf=ACYBGNTfhiPN3hjw-oa-jyNY5EKw24hwhQ:1575637926289&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjyjZDXjKHmAhVZPcAKHd14AOcQ_AUoAXoECAsQAw&biw=1920&bih=969#imgrc=1T7O91Sb_i-wfM:

06.12.2019,

14:15 Uhr

12.0 Fazit

https://www.google.com/search?q=hattrop+wappen&sxsrf=ACYBGNTfhiPN3hjw-oa-jyNY5EKw24hwhQ:1575637926289&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjyjZDXjKHmAhVZPcAKHd14AOcQ_AUoAXoECAsQAw&biw=1920&bih=969#imgrc=8GXPtBT_uveQ2M:

06.12.2019,

14:18 Uhr

 

14. Literaturverzeichnis

Kapitel

Quelle

8.0 Untersuchungen

Buch: „Soester Bäche“ (1991)

8.0 Untersuchungen

Broschüre: „LIFE-Projekt Möhneaue“

8.0 Untersuchungen

Broschüre: „Mein Nachbar der Bach“

8.0 Untersuchungen

Broschüre: „Der Soestbach“

8.0 Untersuchungen

Heft: „Ahse-Projekt“

8.0 Untersuchungen

Broschüre: „Flusslandschaft des Jahres 2018/2019“

8.0 Untersuchungen

Heft: „Biologische und chemische Gütebestimmun von Fließgewässern“

8.0 Untersuchungen

Heft: „Ökologische Bewertung von Fließgewässern“

8.0 Untersuchungen

Projektarbeit: „Die Renaturierung des Amper Baches“ (2017/18)

Allgemein

Informationen von Frau Annette Kühlmann

15. Anhang

 Abb22

Abb55

Abb56

Abb57

Abb58

Abb59